Schülerfahrt im März 2024 nach Charenton le Pont bei Paris 04. 03.-10.02.2024

Von einer Brieffreundschaft zum Schüleraustausch – unsere Städtepartnerschaft

Seit gut zwei Jahren besteht zwischen unserer Partnerschule Anatole France in Charenton le Pont bei Paris und dem Fachbereich Französisch an unserer Schule ein loser Kontakt. Gegenseitig werden Briefe oder an Weihnachten mal eine Aufmerksamkeit verschickt, aber von Anfang an besteht die Idee eines persönlichen Kennenlernens.
Endlich sollen Nägel mit Köpfen gemacht werden und Frau Wank und ich überlegen zunächst gemeinsam mit einer kleinen Delegation, bestehend aus einigen wenigen Schüler_innen nach Charenton le Pont zu fahren, um einander persönlich kennen zu lernen. Doch wir werden von einer so riesigen Welle der Begeisterung seitens der Schüler_innen und Eltern überrascht, dass wir schließlich gleich mit 17 von insgesamt 20 Französisch Lernenden der 5. und 6. Klassen nach Frankreich aufbrechen.

Montag: Früh morgens geht es mit dem Zug von Berlin über Karlsruhe nach Paris Est. Mit einem Reisebus, werden wir gegen 18:00 Uhr vom Bahnhof Paris Est abgeholt und in die Schule nach Charenton gebracht. Dort warten bereits die aufgeregten Gastfamilien auf uns und – ohne lang zu zögern – werden alle Kinder einzeln ihren Familien zugeteilt. Ein Kind nach dem anderen verschwindet nun tapfer mit seinem Köfferchen in der Gastfamilie und taucht direkt ins französische Familienleben ein. Wir Lehrerinnen bleiben berührt zurück und staunen über diese mutigen Kinder!

Dienstag: Gleich morgens treffen wir uns in der Schule wieder. Jetzt herrscht ein eifriges Gebabbel. Ohne Ausnahme sind alle Schüler_innen bei netten Familien untergekommen, haben allerdings unterschiedlich gut geschlafen und erzählen aufgeregt von ihren ersten Eindrücken: Wie seltsam es doch ist, Tee in einer riesigen Müslischüssel (einem Bol) serviert zu bekommen und wie spannend, dass in den französischen Familien tatsächlich Brot in Café getunkt wird.

Gemeinsam mit den Gastkindern gehen wir zuerst zum Rathaus von Charenton le Pont und werden dort vom Bürgermeister Mr. Gicquel persönlich mit einem kleinen Umtrunk und einem Topf Honig aus der Region empfangen. Auf seine Initiative hin wurde das Austauschprojekt großzügig mitfinanziert (Bustransfer, Mittagessen in der Kantine und Nachmittagsprogramm in der Schule). Vielen Dank noch einmal an dieser Stelle. Anschließend kehren wir zur Schule zurück und essen Mittag in der Kantine. Auch hier ist für unsere Kinder alles ungewohnt, denn man muss sich melden, bevor man abräumen darf und es gibt Käse vor dem Nachtisch. Dann fahren wir das erste Mal alleine nach Paris. Dort spazieren wir durch das Zentrum und hören einen Schülervortrag über die Notre Dame. Abends empfangen uns die Gastfamilien in der Schule mit einem großartigen „buffet“. Wieder sind wir von ihrer Gastfreundschaft sehr angetan.

Mittwoch: Am Mittwoch haben unsere Gastschüler_innen schulfrei und wir nutzen daher den gesamten Tag alleine für unsere Unternehmungen. Zuerst gehen wir auf den Markt von Charenton le Pont, um uns ein Picknick zu besorgen. Einige neugierige Kinder probieren tatsächlich schon am frühen Morgen Krabben (crevêttes) und sogar Schnecken (escargots). So gestärkt fahren wir dann nach Paris und genießen im „Jardin des Tuileries“ unseren Mittagsimbiss. Von dort aus geht es über die Champs-Elysées bis zum Triumpfbogen. An allen wichtigen Sehenswürdigkeiten halten die Schüler_innen kleine Referate. Häufig bleiben Touristen erstaunt stehen, wenn sie bemerken, dass unsere Stadtführer doch noch sehr jung aussehen und trotzdem mit bemerkenswertem Selbstbewusstsein in ihren Sprachverstärker sprechen. Schließlich geht es zum lang ersehnten Eiffelturm. Bis zur 2. Etage laufen wir zu Fuß, erst das letzte Stück nehmen wir den Aufzug und genießen hier eine grandiose Aussicht auf die Stadt. Am Abend geht es erneut zurück in die Familien oder vorher noch in die Betreuung in der Schule bis 18:30 Uhr.

Donnerstag: Zuerst lernen wir die riesige Sporthalle der Schule kennen und spielen, gemeinsam mit unseren Gastschüler_innen, Basketball. Anschließend gibt es eine Sprachanimation und wir malen gemeinsam Berliner Buddybären an.

Nach dem Mittagessen in der Kantine geht es wieder nach Paris. Dieses Mal erklimmen wir tapfer die beinahe 200 Stufen, um von der Basilika „Sacre Coeur“ auf Paris blicken zu können. Nach einem weiteren Referat bummeln wir gemächlich die Stufen wieder hinab und bewundern dabei die vielen Schausteller und Mimen. Dann dürfen die Kinder endlich ihre lang ersehnten Souvenirs einkaufen gehen. Das Glück ist groß und am Ende der Geldbeutel sehr schmal. Nach einer Stärkung mit croissants und pains au chocolat geht es nachmittags wieder zurück nach Charenton le Pont und in die Gastfamilien.

Freitag: Heute geht es mit den Gastschüler_innen gemeinsam nach Paris. Leider ist Hochwasser, sodass die geplante Bootstour entfallen muss. Stattdessen wird an der Seine gepicknickt und anschließend erobern wir das moderne Kunstmuseum im Centre Pompidou. Viele Schüler_innen sind sich einig, dass sie die ausgestellten Werke hier eigentlich selbst viel besser malen könnten und die Verwunderung steht groß in ihren Augen. Gut, dass der Nikki de Saint Phalle Brunnen vor dem Centre Pompidou so fröhlich aussieht, sodass schnell auch der letzte Unmut über die moderne Kunst verschwindet. Die französischen Kinder fahren schon jetzt zurück, aber wir stärken uns erst einmal in einer echten Pâtisserie (Konditorei). Die Pâtissière zeigt sich geduldig bis ein jedes Kind auch wirklich seine Lieblingstarte ausgesucht hat. Dann wandern wir zum Louvre und genießen unsere Köstlichkeiten, während schon die nächsten Referate gehalten werden. Eigentlich ist es schon spät, aber da wir als einzige Möglichkeit heute um 18:00 Uhr ein Zeitfenster für den Louvre ergattern konnten, schmeißen wir uns erwartungsvoll in das Getümmel. In vier kleinen Gruppen machen wir den Louve unsicher. Natürlich schauen sich alle als erstes die Mona Lisa (la Joconde) an, bevor wir in Kleingruppen unterschiedliche Wege durch den kilometerweiten Louvre nehmen.

Bevor es zurückgeht, schaffen wir es dann sogar noch um 20:00 Uhr das Lichterspektakel am Eiffelturm aus der Ferne zu bestaunen. Heute fallen wirklich alle Kinder zufrieden, satt und angereichert mit lauter tollen Eindrücken in ihre Betten.

Samstag: Den Samstag verbringt jedes Kind den Tag in seiner Gastfamilie. Manche Familien unternehmen etwas gemeinsam, manche unternehmen etwas alleine (en famille). Insgesamt entsteht ein weites Spektrum an Unternehmungen wie Burgerparty, le château de Vincennes, l’Aquarium, un match de foot, l‘Atelier de Lumières, la Tour Montparnasse etc.

Sonntag: Tapfer stehen alle Gastfamilien um 7:00 Uhr mit unseren Kindern an der Schule, um sie nun zu verabschieden. Im Bus fließen dann tatsächlich ein paar Tränen, bevor wir zum Bahnhof gebracht werden. Nun beginnt die lange Heimreise, dieses Mal über Mannheim. Abends übergeben wir dann den stolzen Eltern ihre kleinen Abenteurer.

Danksagung:
Neben dem großen Dank an die Schulleiterinnen unserer beiden Schulen, der politischen und finanziellen Unterstützung unserer Partnerstädte, dem Engagement der beteiligten Lehrerinnen und Lehrer sowie aller weiteren Mitarbeitenden der Schule in Charenton, geht natürlich unser Dankeschön an die überaus gastfreundlichen, geduldigen und warmherzigen französischen Gastfamilien und dem großen Vertrauen der deutschen Eltern in unsere Arbeit.

Was aber auch jeder wissen sollte ist, dass wir zusätzlich zwei „heimliche Helferlein“ dabei hatten, nämlich Marie und Yuval. Diesen wollen wir ebenfalls ausdrücklich danken, denn ohne sie wäre die Reise für uns um ein Vielfaches anstrengender geworden: Marie Bourdin ist unserer Praktikantin, die im Januar ein zweiwöchiges Praktikum an der Scharmützelsee Grundschule verbracht hatte. Sie lebt in Paris und hat sich jeden Nachmittag für uns Zeit genommen, einfach so, um unsere Unternehmungen tatkräftig zu unterstützen. Ohne ihre Hilfe wären viele Toilettengänge schwierig gewesen, die Gruppen in den Museum zu groß oder unsere Stadtrundgänge viel komplizierter geworden usw.

Außerdem bedanken wir uns bei Yuval, dem 16jährigen Sohn von Frau Wank, der Französisch als Leistungskurs gewählt und extra eine Schulbefreiung erwirkt hat, um ebenfalls viel Zeit mit uns und den Kindern in Paris verbringen und uns unterstützen zu können. Wie schön, dass auf diese Weise ein Fußballfan für die Jungs dabei war, der im Park mit ihnen gekickt hat und ein begeisterter Kartenspieler, der die Kinder stundenlang im Zug beschäftigen konnte.

Gegenbesuch: Nun hoffen wir, dass im nächsten Jahr ein Gegenbesuch umgesetzt werden kann und beginnen ab sofort, alles dafür in Bewegung zu setzen.