Im März 2018 feierte das Berliner Projekt ErzählZeit seinen zehnten Geburtstag mit einer Festwoche voller besonderer Auftritte im Palais Podewil sowie in der Jurte in der Zentral- und Landesbibliothek, einem der Kooperationspartner. Im Rahmen der Feierstunde am 20. März präsentierten drei Berliner Schulklassen das mit KünstlerInnen unterschiedlicher Genres erarbeitete Ergebnis ihrer von ErzählZeit finanzierten Projektwoche. In diesem Jahr entstanden ein Hörspiel, ein Kurzfilm und ein musikalisches Erzähltheater. Die 3b der Scharmützelsee-Grundschule führte als einzige „Live“-Theatergruppe unter der Anleitung der Schauspielerin Silvia Freund und des Musikers Frank Lunte auf.
In der Geschichte wird das Schicksal eines von einem Tiger bedrohten Brahmanen verhandelt. Aufgrund der Rücksichtslosigkeit menschlichen Verhaltens gegenüber der Umwelt, gegenüber der Tiere und Pflanzen scheint es für ihn zunächst wenig Hoffnung zu geben – am Ende sorgt jedoch ein pfiffiger Schakal für den unblutigen Ausgang der Geschichte. Ein gutes halbes Dutzend Rollen waren auf die 26 Kinder der Klasse aufzuteilen, hinzu kamen zwei Erzähler und eine kleine Gruppe Musiker, die von Frank Lunte angeleitet wurden.
Die Probenphase begann für die Klasse gleich nach den Winterferien. Silvia Freund gestaltete einen vielseitigen Probenprozess, der auch die Gestaltung einer eigenen Erzählrolle (s. Foto) einen Besuch in der indischen Botschaft sowie einige Durchlauf-Proben vor ausgewählten Klassen umfasste. Je näher es an die Aufführung im Palais Podewil ging, desto intensiver gestalteten sich die Proben, desto aufgeregter wurden die Schüler.
Am Tag der Vorstellung fanden sich nicht nur die 3b mit ihrer Klassenlehrerin Susanne Müller, der Co-Klassenlehrerin Doreen Kendzia und der Erzieherin Fidan Sorin im Palais Podewil ein, auch mehrere Eltern hatten es einrichten können, der Aufführung beizuwohnen. Die Erwartungen waren hoch – und wurden noch übertroffen. Mit hoher Konzentration, großer Umsicht und sichtbarer Spielfreude gestalteten die Schüler eine spannende Stunde Theater, in der intensiv über Recht und Gerechtigkeit, über Mut und und Menschlichkeit verhandelt wurde. Mit wenigen, aber prägnanten Requisiten und Kostümteilen ließen sie einen Mikrokosmos entstehen, der den bis auf den letzten Platz besetzen Zuschauerraum von Anfang an in seinen Bann zog. Am Ende gab es verdientermaßen großen Applaus für alle Beteiligten.
Über ErzählZeit (Quelle: www.erzaehlzeit.de)
ErzählZeit – ist ein einzigartiges künstlerisches Format zur Vermittlung der deutschen Sprache. Der konzeptionelle Bogen Erzählen – Zuhören – Weitererzählen erweitert die Sprach-und Erzählfähigkeit in einem nachhaltigen Prozess. Das freie Erzählen als kleinste Theaterform ist das Herzstück von ErzählZeit. Die ein-, teilweise zweijährigen Kernprojekte in den Schulen und Kitas beinhalten wöchentliche Erzählstunden mit professionellen Erzähler*innen. In der Verknüpfung von poetischer Sprache, gestischem und mimischem Ausdruck entsteht ein sinnlicher Weg, der den Kindern und Schüler*innen eine ungewohnte und lustvolle Begegnung mit Sprache und der Vielfalt internationaler Märchen und Mythen ermöglicht.
© Photos: Daniella Petrovics